2014/03/16

DAY 01 - Tokyo, hier bin ich!

Es ist so weit … ich kann es zwar immer noch nicht glauben, aber ich bin in Japan! Ein Jugendtraum geht in Erfüllung, ich kann es noch nicht wirklich in Worte fassen.

Meine Füße tun zwar weh und ich bin müde, aber das liegt glaube ich in der Natur der Sache.

Obwohl ich jetzt erst seit einem halben Tag hier bin, kann ich jetzt schon sagen, dass es sich absolut gelohnt hat. Ich bin zwar noch ein bisschen Reizüberflutet, aber ich versuche mal, den bisherigen Tag in verständlicher Form zusammenzufassen.

Meine Reise startete mit einer recht bummeligen ICE Fahrt von Nürnberg HBF nach Frankfurt Flughafen (meines Erachtens ein echt entspanntes Unterfangen und dazu durch Rail and Fly auch noch sehr günstig – auch wenn der ICE den Anhang „Express“ in dem Fall nicht wirklich verdient, weil schnell gefahren sind wir definitiv nicht).

Die ganze Fahrt über war mir schon fast schlecht vor lauter Aufregung und am Flughafen ist es natürlich noch viel schlimmer geworden (ich kam mir schon vor wie ein kleines Kind im Süßwarenladen).

Zum Glück waren der Check-in und die Gepäckaufgabe eine Sache von ca. 20 Minuten, nur beim Security Check wurde ich dann als Ausgleich mehr gefilzt (Schuhe aus, von oben bis unten anfassen, das volle Programm also …). Nachdem das hinter mir lag, saß ich noch eine gefühlte Ewigkeit am Gate (ich glaube es war eigentlich nur eine Stunde … aber auch das kann zur Ewigkeit mutieren).

Und dann ging's endlich los!
Ich muss ehrlich sagen, so viele Japaner auf einmal hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Aber ich wusste ja, dass es in absehbarer Zeit noch viel mehr werden würden (trotzdem waren bestimmt 80% der Fluggäste japanisch – und davon geschätzt ca. 50% krank; die hat man sehr gut am Mundschutz erkannt).

Kurios: Im Flugzeug haben alle Japaner plötzlich ihre Schuhe ausgezogen und aus ihren Taschen Hausschuhe hervorgezaubert, mit denen sie entspannt den gesamten Flug verbracht haben. Cool! Das werde ich mir auf jeden Fall für meinen nächsten längeren Flug merken …

Ansonsten war es beeindruckend zu sehen bzw. zu hören, wie die Flugbegleiter im fließenden Wechsel 3 Sprachen zum Besten gaben (Deutsch, Englisch, Japanisch) – wobei ich einmal den Fehler machte, aus Versehen auf Japanisch zu antworten, woraufhin die nächste Frage der Flugbegleiterin an mich leider unverständlich war, da auf Japanisch ;-) Nachdem ich etwas hilflos geguckt habe, hat sie's dann auf Englisch versucht, und das ging dann wieder. Insgesamt war das Personal super nett und am Service hat es nicht gemangelt (aber ich kenn's von der Lufthansa auch nicht anders).

Insgesamt waren 10,5 Stunden Flug angesetzt – es kommt einem vor als würde es nie vorbeigehen, zumal ich gerade mal 3 Stunden schlafen konnte. Der Rest wurde für Filme anschauen und müde aus dem Fenster starren genutzt. Ein dickes Plus gibt’s allerdings für das japanische Mittagessen … seeeeeehr lecker! Ich habe sogar alles was ging mit Stäbchen gegessen :-) (musste ja schon mal üben) Name des Gerichts: Yaki Niku (gehobeltes Schweinefleisch in Sojazwiebelsoße auf gedämpftem Reis mit schwarzem Sesam, dazu japanisches Omlette, Brokkoli, Karotte und Shitake)

Alles in allem war's ein super Flug und ich hatte kaum Angst ;-)

Teil 1 der Reise war also geschafft. Jetzt wurde es langsam spannend.
Ortszeit Tokyo: 8:35 Uhr

Der Narita International Airport ist dem Frankfurter Flughafen gar nicht mal so unähnlich. Es geht viele Rolltreppen rauf und runter und man muss einige Meter zurücklegen, bis man schließlich irgendwo am Ausgang ankommt.

Zunächst mal der Migration-Schalter.
Hier kann ich ebenfalls nur positives vermerken: Nette Leute am Schalter sowie beim Leute in Schlangen sortieren (in Amerika z. B. sind die ja meistens alle total genervt und lustlos), und schwupps - 2 Fingerabdrücke, ein Foto und ein „Sayonara“ später ist man schon durch. Toll.
Dafür hat mich nach der Gepäckwiederaufnahme der Zoll durchwühlt. Anders kann man die Vorgehensweise beim checken meines Koffers leider nicht nennen … Aber der Zollbeamte war trotzdem sehr nett und meinte so „Wow, you have many clothes with you.“ - ja, der war witzig ;-)

Nach der Zollkontrolle war ich dann offiziell in Japan. Yatta! (jap. ugs. für „Geschafft!“)
Und jetzt noch das letzte Stück: Von Narita Airport nach Tokyo Ueno Station.

Ich war wirklich froh, dass ich mir diesbezüglich schon im voraus alles rausgesucht und geplant hatte. Plötzlich steht man vor gefühlten 100 Schaltern mit dem Angebot „Wir fahren dich nach Tokyo“, und da würde ich jetzt wohl noch stehen und grübeln. Aber ich hatte mich im Vorfeld bereits für den Keisei Skyliner entschieden, da der zum einen Preis-Leistungstechnisch gut ist und auch am unkompliziertesten und soweit ich weiß auch am schnellsten (zumindest fährt er genau dahin wo ich hin wollte).

Natürlich habe ich gleich mal mein Orientierungsgenie unter Beweis stellen müssen, indem ich 15 Minuten etwas planlos den Keisei Schildern gefolgt bin – nur um dann irgendwann festzustellen, dass es leider zwei Arten von Keisei gibt: Bus und Zug. Und ich immer schön dem Busschild hinterher.
Eine nette Flughafenmitarbeiterin klärte mich schließlich auf und so saß ich ein paar Minuten später im Zug (ein kleiner Hightech Zug, bei dem man zum Reinigen des Bodens unter den Sitzen alle Sitze um 90° in die eine oder die andere Richtung drehen kann und zwar alle gleichzeitig).

Displayanzeige im Keisei Skyliner


Die Fahrt hat insgesamt ca. 40 Minuten gedauert – und dann war ich endlich an der Ueno Station angekommen. Eine der größeren Stationen in Tokyo, von der auch viele Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszüge) abfahren. Da habe ich dann zum ersten Mal meinen Stadtplan gezückt, sonst wäre ich ziemlich verloren gewesen (ich wollte ja unbedingt laufen ...).




Vom Straßensystem her ist es zwar ähnlich wie in Amerika (alles in Rastern angelegt), aber wenn man noch nie vorher da war, ist das schon eine ordentliche Hausnummer – zumal man mit Koffer unterwegs ist, was bei dem Menschen-, Fahrrad- und Autoaufgebot gar nicht mal so einfach ist. Mal ganz abgesehen davon, dass das Straßenbenennungssystem irgendwie komisch und willkürlich ist.



Natürlich musste ich bei der Suche nach meinem Hotel mein Orientierungsgenie noch mal auf die Probe stellen – wobei der Umweg sich in Grenzen hielt. Die grobe Richtung war richtig, ich bin nur einmal falsch abgebogen und musste einmal komplett um einen Tempel herumlaufen bis ich wieder wusste wo ich war. Und dabei bin ich dann glatt am Hotel vorbeigelaufen und wusste noch weniger, wohin ich musste. Aber auch hier kam mir ein netter Japaner zu Hilfe, für den ich wohl recht orientierungslos gewirkt haben muss ;-) Er wusste zwar auf Anhieb auch nicht, wo genau die Adresse liegt, aber er hat so lange mit mir gesucht, bis wir es gefunden hatten – und das alles in einem wahnsinnig perfekten Englisch. Ich war ziemlich schwer beeindruckt.

Noch beeindruckter war ich dann von meinem Hotel. Es ist irgendwie „winzig“ - aber es hat einen unglaublichen Charme und das Betreiber-Ehepaar ist so lieb und nett und kann ebenfalls so gut Englisch … echt toll! Beide haben sich sogar für den netten Mail Kontakt mit mir bedankt :-)

Hotel "Tokyo Ryokan" in Asakusa



Community Area



Mein Zimmer ist klein, aber zweckmäßig – traditionell mit Tatami Matten ausgelegt und mit Schiebetüren bestückt. Die Fläche ist überschaubar, geschätzt würde ich sagen ca. 3 x 3 m. Ich bin jetzt schon gespannt wie ich auf dem Futon schlafen werde (hoffentlich jagt mich mein Rücken nicht zur Hölle …). Aber ich sitze grad drauf und es fühlt sich eigentlich ganz bequem an.

Ich kann mich wirklich nicht beklagen – ich darf sogar kostenlos im 100 Mbit WLAN surfen. 

Mein Zimmer
 Nachdem ich mich nach dem Flug und der Zugfahrt ein bisschen akklimatisiert hatte, bin ich dann auch gleich mal losgezogen um den angefangenen Tag wenigstens noch zum Umgebungserkunden zu benutzen. Die Sonne schien richtig toll draußen, es ist super warm (ich weiß gar nicht, wieso ich eine Jacke dabei habe) und das musste ich auf jeden Fall noch genießen.

Also Rucksack gepackt, Kamera gecheckt und los ging's!

Am ersten Getränke Automaten habe ich mir dann gleich mal einen eisgekühlten Grüntee besorgt (kostet zwischen 100 und 150 Yen [ca. 70 Cent bis 1 EURO], je nachdem an welchem Automaten man sein Getränk kauft – da gibt’s anscheinend Unterschiede, obwohl das Produkt haargenau dasselbe ist). Der Grüntee schmeckt super, aber auch das natürliche Wasser mit Zitrone ist sehr lecker!

Nachdem der Getränke Vorrat gesichert war, bin ich dann wieder in Richtung Ueno Station gelaufen, da direkt dahinter der Ueno Park liegt und die beiden Hotelbesitzer gemeint hätten, ich solle da mal hinschauen, da vielleicht an einigen Kirschbäumen schon Blüten sind.

Man muss zwar ein bisschen suchen, bis man versteht, wie man in den Park kommt (die Zugangswege sind leicht versteckt im und um den Bahnhof – und wenn man kein Japanisch lesen kann, weiß man ja erst recht nicht wo man hin soll), aber wenn man ihn gefunden hat, fühlt man sich wie in einer Oase mitten in der Riesen-Metropole.











Überall ist es Grün, Kleinkünstler machen an fast jeder Ecke ihre Show und die Menschen sehen alle total entspannt aus. Und Kirschblüten habe ich tatsächlich gesehen – und offenbar sind die bei den Touristen genauso beliebt, wie bei den Japanern selber. An jedem Baum standen Menschen mit Kameras und Handys und haben Fotos gemacht. Das ging wie eine Schlange von Baum zu Baum. Sah irgendwie witzig aus. Wobei ich das gerade so toll an Japan finde – die Natur zählt hier tatsächlich noch was. 







Nachdem ich dann ca. 4 Std. durch die Gegend gewandert bin (der Park ist riesig und irgendwie gibt’s überall was zu sehen), waren dann nicht nur meine Füße am Ende, sondern auch mein Magen. Da ich keine große Lust mehr hatte, mir ein passendes Restaurant zu suchen, habe ich mir beim nächstbesten Sushi-Mitnehm-Imbiss eine ziemlich große Portion mitgenommen ;-)

Da mein Hotel einen Community-Bereich hat (im Zimmer ist Essen und Trinken verboten, wegen der Tatamimatten) konnte ich da ausspannen und mein erste japanisches Sushi genießen. Ich muss sagen, dass selbst das Convenient Store Sushi qualitativ sehr gut ist – und der Fisch ist wirklich gut!
Das geniale am Community-Bereich: es gibt einen Kotatsu! (das ist ein beheizbarer Tisch mit einer integrierten Decke – da kann man sich dransetzen und seine Füße drunter stecken und den Schalter umlegen und schon wird’s mollig warm. Das habe ich aber heute gelassen, da es eh so warm war :-))

Das Tamago (Rührei) ist schon weggegessen - war weg bevor ich an das Foto gedacht hatte ;-)


Was bleibt noch groß zu sagen? Eigentlich nicht mehr viel, außer, dass ich ziemlich platt bin und auch relativ früh ins Bett gehen werde – dann hat der Jetlag keine Chance.
Lustigerweise ist es gar nicht so seltsam ein Ausländer in Japan zu sein – ab und zu schauen einen die Leute zwar komisch an, aber das war's eigentlich auch schon. Im Prinzip lassen sie dich in Ruhe, es kam auch niemand zu mir und hat gefragt wo ich herkomme, oder so. Ich habe den Eindruck, sie registrieren dich, ignorieren dich aber.
Ein paar ältere haben mir zwar bei der Rückkehr ins Hotel irgendwas gesagt bzw. gerufen, was nicht so freundlich klang, aber ich hab's nicht verstanden und deshalb war's auch nicht schlimm. Ich habe schon gelesen, dass es nicht nur Fremdenfreundliche Menschen in Japan gibt – aber das ist ja überall gleich auf der Welt.

Morgen werde ich noch ein bisschen in Asakusa herumstreifen (das ist der Stadtteil in dem ich mich befinde) – es gibt noch einen großen Tempel zu sehen und der Tokyo Skytree (großer Turm mit hoher Aussichtsplattform) ist auch nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Mal sehen, was es dort in der Ecke noch für Sachen zum Anschauen gibt. Vielleicht trau ich mich morgen mal in die U-Bahn ;-)

Bis morgen, Sayonara!

P.S. Japaner finden es tatsächlich toll, wenn man wenigstens versucht etwas auf Japanisch zu sagen, auch wenn es falsch ist – ich habe da bisher nur positive Reaktionen gekriegt :-)