Es ist so weit … ich kann es zwar
immer noch nicht glauben, aber ich bin in Japan! Ein Jugendtraum geht
in Erfüllung, ich kann es noch nicht wirklich in Worte fassen.
Meine Füße tun zwar weh und ich bin
müde, aber das liegt glaube ich in der Natur der Sache.
Obwohl ich jetzt erst seit einem halben
Tag hier bin, kann ich jetzt schon sagen, dass es sich absolut
gelohnt hat. Ich bin zwar noch ein bisschen Reizüberflutet, aber ich
versuche mal, den bisherigen Tag in verständlicher Form
zusammenzufassen.
Meine Reise startete mit einer recht
bummeligen ICE Fahrt von Nürnberg HBF nach Frankfurt Flughafen
(meines Erachtens ein echt entspanntes Unterfangen und dazu durch
Rail and Fly auch noch sehr günstig – auch wenn der ICE den Anhang
„Express“ in dem Fall nicht wirklich verdient, weil schnell
gefahren sind wir definitiv nicht).
Die ganze Fahrt über war mir schon
fast schlecht vor lauter Aufregung und am Flughafen ist es natürlich
noch viel schlimmer geworden (ich kam mir schon vor wie ein kleines
Kind im Süßwarenladen).
Zum Glück waren der Check-in und die
Gepäckaufgabe eine Sache von ca. 20 Minuten, nur beim Security Check
wurde ich dann als Ausgleich mehr gefilzt (Schuhe aus, von oben bis
unten anfassen, das volle Programm also …). Nachdem das hinter mir
lag, saß ich noch eine gefühlte Ewigkeit am Gate (ich glaube es war
eigentlich nur eine Stunde … aber auch das kann zur Ewigkeit
mutieren).
Und dann ging's endlich los!
Ich muss ehrlich sagen, so viele
Japaner auf einmal hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Aber ich
wusste ja, dass es in absehbarer Zeit noch viel mehr werden würden
(trotzdem waren bestimmt 80% der Fluggäste japanisch – und davon
geschätzt ca. 50% krank; die hat man sehr gut am Mundschutz
erkannt).
Kurios: Im Flugzeug haben alle Japaner
plötzlich ihre Schuhe ausgezogen und aus ihren Taschen Hausschuhe
hervorgezaubert, mit denen sie entspannt den gesamten Flug verbracht
haben. Cool! Das werde ich mir auf jeden Fall für meinen nächsten
längeren Flug merken …
Ansonsten war es beeindruckend zu sehen
bzw. zu hören, wie die Flugbegleiter im fließenden Wechsel 3
Sprachen zum Besten gaben (Deutsch, Englisch, Japanisch) – wobei
ich einmal den Fehler machte, aus Versehen auf Japanisch zu
antworten, woraufhin die nächste Frage der Flugbegleiterin an mich
leider unverständlich war, da auf Japanisch ;-) Nachdem ich etwas
hilflos geguckt habe, hat sie's dann auf Englisch versucht, und das
ging dann wieder. Insgesamt war das Personal super nett und am
Service hat es nicht gemangelt (aber ich kenn's von der Lufthansa
auch nicht anders).
Insgesamt waren 10,5 Stunden Flug
angesetzt – es kommt einem vor als würde es nie vorbeigehen, zumal
ich gerade mal 3 Stunden schlafen konnte. Der Rest wurde für Filme
anschauen und müde aus dem Fenster starren genutzt. Ein dickes Plus
gibt’s allerdings für das japanische Mittagessen … seeeeeehr
lecker! Ich habe sogar alles was ging mit Stäbchen gegessen :-)
(musste ja schon mal üben) Name des Gerichts: Yaki Niku (gehobeltes
Schweinefleisch in Sojazwiebelsoße auf gedämpftem Reis mit
schwarzem Sesam, dazu japanisches Omlette, Brokkoli, Karotte und
Shitake)
Alles in allem war's ein super Flug und
ich hatte kaum Angst ;-)
Teil 1 der Reise war also geschafft.
Jetzt wurde es langsam spannend.
Ortszeit Tokyo: 8:35 Uhr
Der Narita International Airport ist
dem Frankfurter Flughafen gar nicht mal so unähnlich. Es geht viele
Rolltreppen rauf und runter und man muss einige Meter zurücklegen,
bis man schließlich irgendwo am Ausgang ankommt.
Zunächst mal der Migration-Schalter.
Hier kann ich ebenfalls nur positives
vermerken: Nette Leute am Schalter sowie beim Leute in Schlangen
sortieren (in Amerika z. B. sind die ja meistens alle total genervt
und lustlos), und schwupps - 2 Fingerabdrücke, ein Foto und ein
„Sayonara“ später ist man schon durch. Toll.
Dafür hat mich nach der
Gepäckwiederaufnahme der Zoll durchwühlt. Anders kann man die
Vorgehensweise beim checken meines Koffers leider nicht nennen …
Aber der Zollbeamte war trotzdem sehr nett und meinte so „Wow, you
have many clothes with you.“ - ja, der war witzig ;-)
Nach der Zollkontrolle war ich dann
offiziell in Japan. Yatta! (jap. ugs. für „Geschafft!“)
Und jetzt noch das letzte Stück: Von
Narita Airport nach Tokyo Ueno Station.
Ich war wirklich froh, dass ich mir
diesbezüglich schon im voraus alles rausgesucht und geplant hatte.
Plötzlich steht man vor gefühlten 100 Schaltern mit dem Angebot
„Wir fahren dich nach Tokyo“, und da würde ich jetzt wohl noch
stehen und grübeln. Aber ich hatte mich im Vorfeld bereits für den
Keisei Skyliner entschieden, da der zum einen
Preis-Leistungstechnisch gut ist und auch am unkompliziertesten und
soweit ich weiß auch am schnellsten (zumindest fährt er genau dahin
wo ich hin wollte).
Natürlich habe ich gleich mal mein
Orientierungsgenie unter Beweis stellen müssen, indem ich 15 Minuten
etwas planlos den Keisei Schildern gefolgt bin – nur um dann
irgendwann festzustellen, dass es leider zwei Arten von Keisei gibt:
Bus und Zug. Und ich immer schön dem Busschild hinterher.
Eine nette Flughafenmitarbeiterin
klärte mich schließlich auf und so saß ich ein paar Minuten später
im Zug (ein kleiner Hightech Zug, bei dem man zum Reinigen des Bodens
unter den Sitzen alle Sitze um 90° in die eine oder die andere
Richtung drehen kann und zwar alle gleichzeitig).
Displayanzeige im Keisei Skyliner |
Die Fahrt hat insgesamt ca. 40 Minuten
gedauert – und dann war ich endlich an der Ueno Station angekommen.
Eine der größeren Stationen in Tokyo, von der auch viele Shinkansen
(Hochgeschwindigkeitszüge) abfahren. Da habe ich dann zum ersten Mal
meinen Stadtplan gezückt, sonst wäre ich ziemlich verloren gewesen
(ich wollte ja unbedingt laufen ...).
Vom Straßensystem her ist es zwar
ähnlich wie in Amerika (alles in Rastern angelegt), aber wenn man
noch nie vorher da war, ist das schon eine ordentliche Hausnummer –
zumal man mit Koffer unterwegs ist, was bei dem Menschen-, Fahrrad-
und Autoaufgebot gar nicht mal so einfach ist. Mal ganz abgesehen
davon, dass das Straßenbenennungssystem irgendwie komisch und
willkürlich ist.
Natürlich musste ich bei der Suche
nach meinem Hotel mein Orientierungsgenie noch mal auf die Probe
stellen – wobei der Umweg sich in Grenzen hielt. Die grobe Richtung
war richtig, ich bin nur einmal falsch abgebogen und musste einmal
komplett um einen Tempel herumlaufen bis ich wieder wusste wo ich
war. Und dabei bin ich dann glatt am Hotel vorbeigelaufen und wusste
noch weniger, wohin ich musste. Aber auch hier kam mir ein netter
Japaner zu Hilfe, für den ich wohl recht orientierungslos gewirkt
haben muss ;-) Er wusste zwar auf Anhieb auch nicht, wo genau die
Adresse liegt, aber er hat so lange mit mir gesucht, bis wir es
gefunden hatten – und das alles in einem wahnsinnig perfekten
Englisch. Ich war ziemlich schwer beeindruckt.
Noch beeindruckter war ich dann von
meinem Hotel. Es ist irgendwie „winzig“ - aber es hat einen
unglaublichen Charme und das Betreiber-Ehepaar ist so lieb und nett
und kann ebenfalls so gut Englisch … echt toll! Beide haben sich
sogar für den netten Mail Kontakt mit mir bedankt :-)
Hotel "Tokyo Ryokan" in Asakusa |
Community Area |
Mein Zimmer ist klein, aber zweckmäßig
– traditionell mit Tatami Matten ausgelegt und mit Schiebetüren
bestückt. Die Fläche ist überschaubar, geschätzt würde ich sagen
ca. 3 x 3 m. Ich bin jetzt schon gespannt wie ich auf dem Futon
schlafen werde (hoffentlich jagt mich mein Rücken nicht zur Hölle
…). Aber ich sitze grad drauf und es fühlt sich eigentlich ganz
bequem an.
Ich kann mich wirklich nicht beklagen –
ich darf sogar kostenlos im 100 Mbit WLAN surfen.
Mein Zimmer |
Nachdem ich mich nach dem Flug und der
Zugfahrt ein bisschen akklimatisiert hatte, bin ich dann auch gleich
mal losgezogen um den angefangenen Tag wenigstens noch zum
Umgebungserkunden zu benutzen. Die Sonne schien richtig toll draußen,
es ist super warm (ich weiß gar nicht, wieso ich eine Jacke dabei
habe) und das musste ich auf jeden Fall noch genießen.
Also Rucksack gepackt, Kamera gecheckt
und los ging's!
Am ersten Getränke Automaten habe ich
mir dann gleich mal einen eisgekühlten Grüntee besorgt (kostet
zwischen 100 und 150 Yen [ca. 70 Cent bis 1 EURO], je nachdem an
welchem Automaten man sein Getränk kauft – da gibt’s anscheinend
Unterschiede, obwohl das Produkt haargenau dasselbe ist). Der Grüntee
schmeckt super, aber auch das natürliche Wasser mit Zitrone ist sehr
lecker!
Nachdem der Getränke Vorrat gesichert
war, bin ich dann wieder in Richtung Ueno Station gelaufen, da direkt
dahinter der Ueno Park liegt und die beiden Hotelbesitzer gemeint
hätten, ich solle da mal hinschauen, da vielleicht an einigen
Kirschbäumen schon Blüten sind.
Man muss zwar ein bisschen suchen, bis
man versteht, wie man in den Park kommt (die Zugangswege sind leicht
versteckt im und um den Bahnhof – und wenn man kein Japanisch lesen
kann, weiß man ja erst recht nicht wo man hin soll), aber wenn man
ihn gefunden hat, fühlt man sich wie in einer Oase mitten in der
Riesen-Metropole.
Überall ist es Grün, Kleinkünstler
machen an fast jeder Ecke ihre Show und die Menschen sehen alle total
entspannt aus. Und Kirschblüten habe ich tatsächlich gesehen –
und offenbar sind die bei den Touristen genauso beliebt, wie bei den
Japanern selber. An jedem Baum standen Menschen mit Kameras und
Handys und haben Fotos gemacht. Das ging wie eine Schlange von Baum
zu Baum. Sah irgendwie witzig aus. Wobei ich das gerade so toll an
Japan finde – die Natur zählt hier tatsächlich noch was.
Nachdem ich dann ca. 4 Std. durch die
Gegend gewandert bin (der Park ist riesig und irgendwie gibt’s
überall was zu sehen), waren dann nicht nur meine Füße am Ende,
sondern auch mein Magen. Da ich keine große Lust mehr hatte, mir ein
passendes Restaurant zu suchen, habe ich mir beim nächstbesten
Sushi-Mitnehm-Imbiss eine ziemlich große Portion mitgenommen ;-)
Da mein Hotel einen Community-Bereich
hat (im Zimmer ist Essen und Trinken verboten, wegen der
Tatamimatten) konnte ich da ausspannen und mein erste japanisches
Sushi genießen. Ich muss sagen, dass selbst das Convenient Store
Sushi qualitativ sehr gut ist – und der Fisch ist wirklich gut!
Das geniale am Community-Bereich: es
gibt einen Kotatsu! (das ist ein beheizbarer Tisch mit einer
integrierten Decke – da kann man sich dransetzen und seine Füße
drunter stecken und den Schalter umlegen und schon wird’s mollig
warm. Das habe ich aber heute gelassen, da es eh so warm war :-))
Das Tamago (Rührei) ist schon weggegessen - war weg bevor ich an das Foto gedacht hatte ;-) |
Was bleibt noch groß zu sagen?
Eigentlich nicht mehr viel, außer, dass ich ziemlich platt bin und
auch relativ früh ins Bett gehen werde – dann hat der Jetlag keine
Chance.
Lustigerweise ist es gar nicht so
seltsam ein Ausländer in Japan zu sein – ab und zu schauen einen
die Leute zwar komisch an, aber das war's eigentlich auch schon. Im
Prinzip lassen sie dich in Ruhe, es kam auch niemand zu mir und hat
gefragt wo ich herkomme, oder so. Ich habe den Eindruck, sie
registrieren dich, ignorieren dich aber.
Ein paar ältere haben mir zwar bei der
Rückkehr ins Hotel irgendwas gesagt bzw. gerufen, was nicht so
freundlich klang, aber ich hab's nicht verstanden und deshalb war's
auch nicht schlimm. Ich habe schon gelesen, dass es nicht nur
Fremdenfreundliche Menschen in Japan gibt – aber das ist ja überall
gleich auf der Welt.
Morgen werde ich noch ein bisschen in
Asakusa herumstreifen (das ist der Stadtteil in dem ich mich befinde)
– es gibt noch einen großen Tempel zu sehen und der Tokyo Skytree
(großer Turm mit hoher Aussichtsplattform) ist auch nur einen kurzen
Fußmarsch entfernt. Mal sehen, was es dort in der Ecke noch für
Sachen zum Anschauen gibt. Vielleicht trau ich mich morgen mal in die
U-Bahn ;-)
Bis morgen, Sayonara!
P.S. Japaner finden es tatsächlich
toll, wenn man wenigstens versucht etwas auf Japanisch zu sagen, auch
wenn es falsch ist – ich habe da bisher nur positive Reaktionen
gekriegt :-)