Was für in Tag – am Anfang dachte ich noch, der Tag ist gelaufen bevor er überhaupt angefangen hat, aber zum Glück wurde er noch richtig toll.
Angefangen hat es damit, dass ich die
Nacht nicht sehr viel und auch nicht wirklich gut geschlafen habe.
Deshalb war ich auch erst gegen 10 Uhr wach und um ca. 11 Uhr dann
geduscht und fertig zum Aufbruch. Eigentlich viel zu spät, da ich
neben dem Imperial Garden eigentlich noch eine größere
Sehenswürdigkeit anschauen wollte. Mist.
Hinzu kam, dass ich natürlich
tierischen Hunger hatte. Aber um 11 Uhr kriegt man ja kaum irgendwo
noch ein Frühstück … Und das Tüpfelchen auf dem „i“ war der
nette kleine Sonnenbrand, den ich vom Vortag im Gesicht hatte. Doof
nur, wenn man an alles gedacht hat, außer an Sonnencreme.
Zum Glück für mich, traf ich in der
Lobby ein englisches Ehepaar mit dem Hotelbesitzer Kenichi, der mir
anscheinend angesehen hat, dass ich nicht so gut drauf war. Das Paar
war gerade am aus-checken und Kenichi meinte zu mir: „Ich zeig den
beiden ein gutes Café, komm doch gleich mit und ich zeige dir wo man
hier in der Gegend gut und günstig japanisch Essen gehen kann.“
Cool, genau das hatte ich in dem Moment
gebraucht.
Wir sind ca. eine dreiviertel Stunde
herumgelaufen und er hat mir zu allem etwas erklärt und gezeigt, wo
man am besten Essen sollte, wo man Englisch versteht und wo eher
nicht. Ich konnte mir zwar nicht alles merken, aber 2 Sachen haben
mich dann besonders interessiert.
Zum einen ein Tempura-Restaurant (klein
und total unscheinbar, wie man das aus japanischen Anime Sendungen so
kennt; aber das sind ja bekanntlich die besten!) und zum anderen ein
Ramen-Shop, wo man handgemachte Ramen (und zwar die besten in ganz
Asakusa) essen kann.
Da es eh schon 12 Uhr war, habe ich
mich dafür entschieden gleich den Tempura Laden auszuprobieren
(Tempura sind frittierte Fleisch- oder Gemüsesorten). Auf dem Schild
über dem Eingang stand als Zusatz „from New York“ - das liegt
daran, dass der Koch lange Zeit in Amerika gearbeitet und schon über
30 Jahre Erfahrung im Tempura machen hat. Als ich in den Laden ging,
hat mich die Frau vom Koch gleich sehr freundlich in perfektem
Englisch empfangen – und als sie hörte, dass ich aus Deutschland
bin, noch gleich ein „Guten Tag“ hinterhergeschoben :-) Da war
für mich der Tag wieder in Ordnung und die Müdigkeit und der
Sonnenbrand vergessen.
Und was soll ich sagen … so ein
geniales Tempura Gericht habe ich (natürlich) noch nie im Leben
gegessen. Es wird frisch vor deinen Augen zubereitet, dazu bekommt
man eingelegtes Gemüse (kleine Gürkchen, Rettich, etc.), eine
Schüssel Reis, eine Schüssel Miso Suppe sowie eine Tasse Tee (in
meinem Fall Brauner Tee – der ist ohne Koffein). Zum Dippen der
Tempura gibt es noch eine spezielle Tempura Soße, die man nach
Bedarf noch mit Salz und/oder japanischem Meerrettich würzen kann.
Ihr glaubt gar nicht, wie gut gelaunt ich danach war :-)
Bevor ich abreise, muss ich da noch mal
hin!
Frisch gestärkt und voller Tatendrang
ging es erst einmal in den nächsten 7Eleven (die gibt’s hier in
Tokyo an jeder Ecke) um mir eine Sonnencreme zu besorgen. Die
Verkäuferinnen konnten zwar kein Englisch, aber meine Pantomime war
wohl gut genug, denn nach ein bisschen hin und her hatte ich dann
eine Tube Sonnenmilch LSF 50 in der Tasche ^-^
Und dann war es endlich soweit: U-Bahn
fahren in Tokyo!
Im Nachhinein weiß ich nicht, warum
ich ein bisschen Angst davor hatte, denn leichter als in Tokyo fährt
man wirklich nirgendwo U-Bahn. Es ist sogar so leicht, dass ich einem
Touristen Ehepaar aus Hawaii den Weg zum richtigen U-Bahn Steig
erklären konnte, noch bevor ich selber einen Zug von innen gesehen
hatte. Das fand ich irgendwie ziemlich cool.
Das U-Bahn System ist einfach
Idioten-sicher. Jede U-Bahn Linie hat ihren eigenen Farbcode und
ihren eigenen Buchstaben. Jede Haltestelle von der jeweiligen Linie
hat ihre eigene festgelegte Nummer. In den Zügen werden alle
Stationen in japanisch und englisch angezeigt oder durchgesagt und an
den Wandplänen sieht man immer sofort die Farben und die
Haltestellennummern (natürlich sollte man vorher nachschauen zu
welchem Ort man möchte und welche Haltestelle dafür am besten
geeignet ist). Wer damit nicht klarkommt, macht irgendwas falsch.
Auch das Orientierungssystem der
einzelnen Bahnhöfe ist super – man kann sich gar nicht verlaufen.
Das einzige, woran man sich evtl. gewöhnen muss, da in Deutschland
nicht üblich, sind die Ticket-Check-Durchgänge: man muss vor dem
Betreten des Bahnsteigs durch einen Durchgang gehen, sein Ticket
vorne in den Schlitz stecken, durchgehen und hinterher wieder
rausnehmen. Solche gibt’s auch in den USA und in Frankreich. Kennt
ihr bestimmt.
Hiervon muss ich noch ein paar Fotos
machen, wobei ich noch so eine kleine Hemmschwelle habe, was das
Fotografieren in den U-Bahnen angeht … da kommt bestimmt noch der
richtige Zeitpunkt.
Auf jeden Fall bin ich dann zum
Imperial Garden in Marunouchi gefahren (ich bin sogar einmal
umgestiegen, yeah!). Von außen begrüßt einen gleich ein großer
Wassergraben, der das ganze Areal umgibt, sowie eine massive und
mächtige Steinmauer, die zum Schutz des kaiserlichen Palastes und
allem, was sich darin abspielt diente. Es ist sehr beeindruckend wenn
man als kleiner Mensch davor steht und sich vor Augen führt, dass
das Menschenwerk ist – Wahnsinn.
Bevor man in den Garten rein darf, muss
man an einem Sicherheitsposten vorbei, der einem mit einem
freundlichen „Arigatô Gozaimsu“ einen Besucherschein aushändigt
– eine kleine Plastikkarte, die belegt, dass man den Garten
besuchen darf. Diese muss man dann bevor man rausgeht wieder abgeben.
Eintritt bezahlt man nicht.
Das erste, was einem in den Sinn kommt,
wenn man dann mitten im Grünen steht: „Mensch, ist das schön
hier.“ Der ganze Garten ist aufgebaut wie ein botanischer Garten –
überall stehen Bäume verschiedenster Herkunft, versehen mit
Schildern auf denen ihre lateinischen Namen und die japanische
Bezeichnung zu finden sind. Von alten Zedern über die typisch
japanischen Kiefern bis hin zu diversen Bambusarten gibt es alles.
Ich habe sogar eine Palme entdeckt. Besonders schön ist die
Pflaumenbaum-Allee, die sich einen Hügel hochwindet und aus ganz
vielen verschiedenen Pflaumenbäumen besteht.
Man kommt sich vor wie in einer Oase
mitten zwischen Wolkenkratzern (ähnlich ging's mir ja im Ueno Park
auch schon). Allerdings war es den ganzen Tag wahnsinnig windig und
ich habe es irgendwann aufgegeben meine Haare zu sortieren. Kenichi
hatte mir heute morgen erklärt, dass es jedes Jahr diese starken
Winde gibt, anhand derer man weiß, dass es jetzt bald Frühling wird
(das hat mir mein Sonnenbrand ja leider schon gestern Abend gesagt
^-^“)
Und es gibt hier soooo viele Blüten an den Bäumen. Ich glaube, so viele Blüten- und Baumbilder habe ich noch nie an einem Stück gemacht.
Im Garten findet man übrigens auch den
Gedenkstein am „Großen Kiefer-Korridor (Matsu no Ōrōka).
Hier fand 1701 der Angriff von Asano Naganori auf Kira
Yoshinaka statt und läutete die Geschichte der 47
Rōnin ein (der gleichnamige Kinofilm behandelt genau dieses Thema).
Insgesamt
war ich fast zwei Stunden im Garten unterwegs und habe die Ruhe und
das tolle Wetter genossen. Da er aber um 16:30 Uhr geschlossen wird,
musste ich mir für den Rest des Tages noch eine Kleinigkeit
überlegen.
Außerhalb des Gartens liegt auf der anderen Straßenseite ein gewaltiger Hotelkomplex, an den auch ein moderner Park angeschlossen ist. Hier hatte ich dann ein bisschen Zeit mir die nächsten Schritte zu überlegen.
Die
Überlegung hat dann nicht so lange gedauert, denn ich wollte zum
einen noch ein bisschen U-Bahn fahren und zum anderen hat mich schon
die ganze Zeit die berühmte Kreuzung in Shibuya brennend
interessiert. Und zufälligerweise steht ja dort auch die Statue des
treuen Akita Hundes Hachiko.
Das
tolle ist: die U-Bahn Linie an meinem Hotel (die orangefarbene Ginza
Linie) fährt direkt bis zum Bahnhof Shibuya. So konnte ich
anschließend auch entspannt wieder heim fahren.
Als
ich ankam, habe ich gleich nach dem Schild für den Hachiko Ausgang
gesucht (ja, der Hund hat seinen eigenen Ausgang – dort hat er
nämlich immer auf sein Herrchen gewartet wenn es von der Arbeit kam;
auch, als dieses schon gestorben war, wartete Hachiko 9 Jahre lang
weiter am Bahnhof bis er schließlich selbst starb). Und genau da
steht jetzt seine Statue. Direkt neben der berühmten „Shibuya
Crossing“.
Wenn
ich bisher nur einen kleinen Kulturschock hatte, so habe ich ihn beim
Betreten des Bahnhof Vorplatzes definitiv volle Breitseite gekriegt.
So viele Menschen auf einem Fleck, und alle sind in Bewegung. Und es
werden nie weniger! Rundherum blinkende Gebäude mit
Mega-Videowänden, von überall her kommen Geräusche und Musik …
wah! Ich habe ja immer gedacht, der Timessquare wäre krass … aber
das hier? Ich kann das gar nicht in Worte fassen, das muss man live
gesehen und erlebt haben.
Als
ich mich vom ersten Schock erholt hatte, habe ich mich dann ganz
mutig in die Menge vor gewagt und bin über jeden Ampelübergang
(Zebrastreifen) gelaufen. Was für ein Spaß! Auch wenn einem bei der
Masse der Leute schon mulmig wird. Wenn alle an den Ampeln stehen,
wirkt es wie eine gigantische „Wall of Death“ :D Denn das Kuriose
ist: Alle Ampeln für die Fußgänger schalten gleichzeitig auf Grün,
sodass sich wirklich die ganze Masse an Menschen auf einmal
fortbewegt. Es ist unfassbar.
Nachdem
ich einmal kreisrum herumgelaufen war, war ich dann mit meinen
Kräften total am Ende und ich wollte nur noch ins Hotel, bzw. vorher
noch etwas essen. Mir fiel der Ramen Shop ein, der mir empfohlen
wurde, und ich dachte: Das ist jetzt genau das richtige.
Also
zurück in die U-Bahn, den ganzen Weg wieder zurückgefahren und den
Ramen Laden gesucht. Heute hat mich auch mein Orientierungssinn nicht
im Stich gelassen, und so kam ich ohne Umwege direkt da an wo ich
hinwollte.
Auch
der Ramen Shop sah von außen absolut unscheinbar aus, aber wenn man
reingeht und ein freundliches „Konnichi-wa“ auf den Lippen hat
schallt einem gleich die geballte Gastfreundlichkeit der Köche und
Angestellten entgegen. Leider war hier Englischsprechen nicht
möglich, aber man schafft es dennoch mit Händen, Füßen und
japanischen Wortfetzen etwas vernünftiges Zustande zu bringen. Vor
allem weil die Japaner sich (wie ich ja schon in einem anderen Post
schrieb) einfach nur freuen, wenn du wenigstens versuchst ihre
Sprache zu sprechen.
Auf
jeden Fall bestellte ich dann eine Portion Ramen mit Tamago (Ei).
Nach den ersten geschlürften Nudeln sah mich der Koch erwartungsvoll
an und ich habe nur breit gelächelt und beide Daumen in die Luft
gestreckt. Er hat sich sofort verbeugt und sich überschwänglich
bedankt ^-^ Das waren wirklich die mit Abstand besten Nudeln, die ich
in meinem Leben je gegessen habe. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die
SO lecker sind!
Die
Portion war riesig, aber ich hatte auch großen Hunger und habe die
Schüssel komplett leer gemacht. Ich habe mich dann ebenfalls
überschwänglich für das tolle Essen bedankt und alle waren
offensichtlich sehr happy darüber, dass es mir so gut geschmeckt
hat. In diesem Augenblick habe ich mir irgendwie gewünscht, dass ich
doch japanisch sprechen kann – das wäre echt toll gewesen. Aber
vielleicht wird das irgendwann noch was ;-)
Auf dem Weg ins Hotel, habe ich dann noch ein paar Nachtimpressionen gemacht.
Auf dem Weg ins Hotel, habe ich dann noch ein paar Nachtimpressionen gemacht.
Jetzt
bin ich zumindest satt und zufrieden in meinem Zimmer und schreibe
euch was über diesen weiteren tollen Tag. Ich habe den Plan gefasst,
morgen mal den Stadtteil Odaiba unsicher zu machen – ein ziemlich
neuer Stadtteil, der direkt in der Tokyo-Bay liegt und u.a. mit
Wasser-Bussen, der U-Bahn oder zu Fuß über die Rainbow Bridge
erreichbar ist.
Auf
jeden Fall werde ich mir die Originalgetreue (und vor allem
Originalgroße) Gundam Statue, die dort steht, ansehen! Und morgen
früh gibt's dann hoffentlich endlich ein vernünftiges japanisches
Frühstück ^-^
Bis
zum nächsten Post – ihr hört von mir!
(P.S.
Ich habe vergessen, den Ramen-Shop zu fotografieren, das hole ich
morgen noch nach :-))