Frisch aufgestanden, Energie geladen
und – Rückenschmerzen … Autsch. Ich glaube das Gewöhnen ans
Futon-Schlafen ist ein langwieriger Prozess. Zumindest habe ich
ausgiebig geschlafen und konnte die erschöpften Energiereserven
wieder auffüllen.
Außerdem hatte ich gleich einen
schönen Ausblick aus meinem Fenster: ein bläulicher Vogel saß die
ganze Zeit da und hat mich beobachtet und sich überhaupt nicht von
mir stören lassen :-) Ziemlich cool.
Der Plan für heute: Shinjuku, Gyoen
National Garden und Shibuya.
Zuerst: Super Markt. Reisbällchen und
Kaffee besorgen. Ersteres hatte ich ja schon gemacht, zweiteres
sollte eine echte Überraschung werden. Das erste geniale in einem
japanischen Supermarkt: es gibt neben einem Kühlregal (das ist ja
normal) auch ein „Heißregal“ - in diesem Regal werden heiße
Sachen heiß gehalten (z. B. Kaffee, Tee, etc.). Eine tolle
Erfindung, die ich ehrlich gesagt in Deutschland und auch sonst
nirgendwo jemals gesehen habe. Der einzige Nachteil: die meisten
Getränke sind in Aluminiumflaschen oder Dosen verpackt und die sind
so heiß, dass man sich daran die Finger verbrennt :P
Ich wollte aber lieber einen Eiskaffee
trinken und habe das Regal durchstöbert und etwas gefunden, dass wie
schwarzer Kaffee aussah. Hm, okay, das gibt’s bei uns auch nicht.
Bei uns ist ja alles mit Unmengen Zucker und Milch gemixt. Hier weit
gefehlt. Wenn auf der Dose schwarzer Kaffee steht ist da auch
tatsächlich NUR schwarzer Kaffee drin. Und das eisgekühlt ^-^ (ich
habe mich beim ersten Schluck ziemlich erschrocken, weil ich darauf
nicht gefasst war – schmeckt wie Kaffee, der im Kühlschrank
stand). Aber ich fand ihn trotzdem lecker.
Nach dem Frühstückssnack ging's dann
los nach Shinjuku – ein modernes Viertel mit vielen Kaufhäusern,
die alle sehr teure Waren anbieten. Das hat mich aber nicht davon
abgehalten einfach mal die bis zu 9 Etagen jeder Kaufhauses zu
besichtigen ^-^ (es ist so als würde man einen großen Wöhrl mal 10
oder 15 nehmen, dann kann man sich die Ausmaße ungefähr vorstellen)
Ich habe hier keine Fotos gemacht, da
an vielen Geschäften Verbotsschilder waren und es im Prinzip ja auch
nur Kaufhäuser waren).
Das spielt sich alles rund um die
Shinjuku Station ab, und wenn man ein bisschen links oder rechts
läuft, findet man auch bald noch mehr Geschäfte, Hochhäuser und
blinkende Reklame Schilder, sowie Spielhallen und Shops diverser Art. Es ist der absolute Wahnsinn. Überall
ertönt Musik, es ist laut und grell (ich glaube Nachts ist es noch
viel krasser).
Wie gut, dass zum Ausgleich, ein paar
hundert Meter vom Bahnhof entfernt ein National Garten ist. Auch so
eine Sache, die ich total faszinierend finde. Auf der einen Seite die
Millionen Metropole mit ihren Wolkenkratzern, den Menschen, den
Autos, den Geschäften – und dann ganz plötzlich steht man in
einer grünen Oase und kriegt von all dem Trubel eigentlich gar
nichts mehr mit. So als wäre man plötzlich in einer ganz anderen
Welt. Toll, dass das hier so gut funktioniert und die Japaner trotz
all ihrer Technik und Innovation den Sinn für die Natur und den
Ursprung des Seins nicht verloren haben.
Und ich muss sagen, dass mir der Gyoen
National Garten bisher am besten von allen Gärten gefallen hat. Man
kann im Grünen laufen bis man umfällt, es gibt verschiedene
Bereiche, die man erkunden kann (z. B. Mutter-Kind-Garten,
japanischer Landschaftsgarten, Englischer Garten, Französischer
Garten …) und überall sieht man frisch aufgeblühte Blumen und
Knospen. Ich bin irgendwann mal stehen geblieben und habe
durchgeatmet, was für ein tolles Gefühl (wie fast alle Gärten in
Tokyo kostet übrigens auch dieser Eintritt – von dem wird die
Pflege und die Instandhaltung finanziert. Mit 200 Yen (ca. 1,50 Euro)
hält es sich aber wirklich in Grenzen ;-)).
Ein Highlight des Gartens ist
sicherlich das große botanische Gewächshaus. Plötzlich stand es da
und ich dachte mir: „Hey, wie cool!“ Habe ich schon erwähnt,
dass ich sehr gerne in botanische Gärten gehe? Hiermit erledigt ^-^
Ernsthaft: Es ist wirklich ein sehr schön konzipiertes Gewächshaus,
mit einem Rundgang und vielen verschiedenen Pflanzenarten aus alle
möglichen Ländern. Quasi die Oase in der Oase.
Nachdem ich die Natur ausgiebig
genossen hatte und mein im Supermarkt erworbenes Kuchenteilchen
gegessen hatte (das irgendwie ein Schwamm aussah, weswegen ich es
hauptsächlich gekauft hatte ^-^) bin ich dann zurück Richtung
Shinjuku Station gelaufen.
Und dann ist etwas passiert mit dem ich
eigentlich gar nicht mehr gerechnet hatte …
Ich wurde das „Opfer“ eines Gaijin
Hunters.
Was das ist? „Gaijin“ ist das
japanische Wort für „Ausländer“. Und offenbar gibt es (gerade
in den japanischen Großstädten) Japaner, die es sich zum Hobby
gemacht haben, jeden anzusprechen, der ausländisch aussieht einfach
nur weil er ein Ausländer ist. Nicht etwa wegen der Person an sich.
Mein Gaijin Hunter lief plötzlich
neben mir und fing unvermittelt an auf Englisch mit mir zu reden –
wo ich denn herkomme, wie lange ich schon in Japan bin, ob es mir
gefällt, etc.
Eigentlich nichts weiter als Small
Talk, aber anscheinend finden diese Menschen das toll. Da ich mich
schon darauf eingestellt hatte, dass das unter Umständen passieren
kann, war ich höflich und habe ein paar Worte mit ihm gewechselt.
War am Anfang auch ganz lustig, zumal das Englisch von Japanern
wirklich wahnsinnig schwer zu verstehen ist, aber irgendwann hat man
dann einfach keine Lust mehr andauernd irgendwelche Fragen zu
beantworten.
Das Gute ist: wenn man ganz nett sagt,
dass man jetzt gerne alleine weitergehen möchte, ist das überhaupt
kein Problem. Sie bedanken sich und sind weg und suchen sich den
nächsten Ausländer. Das war schon echt strange.
Ich bin dann weiter nach Shibuya
gefahren, da ich auch dort mal die Shopping Center inspizieren wollte
und renne gleich im Bahnhof nichts ahnend in den nächsten Gaijin
Hunter. Dieses Mal ein Mädchen, aber wieder die gleichen Fragen. Da
ich nun schon wusste, wie man die schnell wieder los wird, war das
auch nur eine Sache von ein paar Minuten. Puh. Da war ich plötzlich
froh, dass mir das in dieser Woche nicht schon öfter passiert ist …
Eine sehr positive Begegnung hatte ich
dann kurz darauf auf der Suche nach dem richtigen Restaurant zum
Mittagessen. Nach einer Woche ist es gerade in den Food Courts der
Kaufhäuser schon schwierig etwas zu finden, was man nicht schon
wonanders gegessen hat. Und so irrte ich etwas ziellos umher, bis ich
den Blick einer nett lächelnden Bedienung auffing, die mich wohl
beobachtet hatte.
Ich ging also zu ihr und sah mir die
Plastik-Essens-Auslage an und sie fragte mich auf Englisch wo ich
denn herkomme. Als ich mit „Deutschland“ antwortete, war sie
gleich völlig aus dem Häuschen und meinte, dass sie eine Freundin
in Deutschland hat. Sie hat sich wirklich so gefreut, dass ich mir
kurzerhand was aus dem Schaufenster ausgesucht habe und dann dort
gegessen habe.
Es war sehr gut, vor allem bin ich
langsam ein Fan von „Halb gekochtes Ei auf oder im Essen“. Das
ist echt lecker! In der Suppe war außerdem noch Mochi (wirklich
zäher, klebriger Teig), was auch sehr gut war, ich aber hinterher
wusste, wieso daran ab und zu mal Leute ersticken ^-^
Danach war ich auf jeden Fall pappsatt
und habe bezahlt. Als ich schon aus dem Restaurant raus war, hörte
ich eine Stimme hinter mir. Als ich mich umgedreht habe, stand da
wieder die freundliche Bedienung, die sich unbedingt noch persönlich
von mir verabschieden wollte. Sie hat mir ganz energisch die Hand
geschüttelt, sich gefühlte hundert mal bedankt und verbeugt und mir
dann noch eine gute weitere Reise gewünscht. Ich war total sprachlos
und wusste erst mal gar nicht, was ich sagen sollte. So was habe ich
auch noch nie erlebt. Einfach nur eine super schöne Erfahrung.
Selbst als ich auf den Weg zum Aufzug
war, habe ich mich noch mal kurz umgedreht und da stand sie
tatsächlich immer noch und hat sich abermals verbeugt. Da wäre ich
am liebsten noch mal zurückgegangen und hätte sie gedrückt.
Wirklich ein sehr ergreifender Moment. Aber es zeigt doch noch mal
sehr schön, wie die Leute in Japan so ticken. Uh, Gänsehaut :-)
Auf jeden Fall sind die Shopping Center
in Shibuya genauso teuer wie die in Shinjuku, zumindest wenn man
direkt in die großen an den Bahnhöfen geht (hier z.B. das Hikarie).
Mir ist dann aber eingefallen, dass es noch ein Kaufhaus gegenüber
vom Bahnhof mit Namen „109“ gibt, das Klamotten, Schuhe und
Accessoires NUR für Mädchen hat. Ich bin jetzt nicht so der
Shopping Freak, aber das musste ich mal gesehen haben.
Oh mein Gott … ich kann es kaum in
Worte fassen, aber ich muss, denn ich habe hier keine Fotos machen
dürfen ^-^ Es gab insgesamt 9 Etagen plus 2 Tiefgeschosse. Von Etage
zu Etage wurden die Klamotten krasser und die Musik lauter und auch
das Klientel immer wundersamer. Tokyo ist wirklich eine Fashion
Metropole ohne Gleichen. Man kommt sich als Tourist egal wo man
gerade ist, immer under-dressed vor. IMMER.
Wer also einen ausgeprägten Sinn für
Mode hat, sollte mal hier vorbeischauen – allein das Erlebnis mal
in einem solchen Kaufhaus gewesen zu sein, ist einen Besuch wert.
Irgendwann war es dann dunkel und ich
wollte nur noch aus dem Shopping Trubel raus. In der Nähe des Hotels
habe ich mir dann noch eine Beef-Bowl geholt – auch ein Fast Food
Gericht, allerdings soll das überall schmecken und das tat es
tatsächlich ^-^ (am krassesten war der Preis: eine mittelgroße
Schüssel hat gerade mal um die 3 Euro gekostet … Wahnsinn.)
Jetzt bin ich vollgestopft mit lauter
guten Sachen und glaube, dass ich vor lauter Verdauungsvorgängen gar
nicht zum Schlafen komme ^-^“ Morgen sollte ich dann aber fit sein:
Es geht noch mal nach Shibuya bzw. in die Gegend zwischen Shibuya und
Shinjuku. Dort ist der Yoyogi Park in dem es einen großen Schrein
gibt (Meiji Schrein). Und angeblich soll da morgen ein Frühlingsfest
sein – da bin ich mal gespannt. Falls ja, heißt das wieder Essen
probieren bis zum abwinken ;-)
Bis demnächst!