Am Bahnhof bei Andersen (ihr wisst noch
– die dänische Bäckerei ;-)) schnell Frühstück geholt und dann
ab ins JR Reisezentrum um einen Sitzplatz zu reservieren bzw.
überhaupt den Kurztrip zu planen. Hier sprechen alle hinter dem
Counter relativ gut Englisch und so war die Reservierung mitsamt
Reiseplanung ein echtes Kinderspiel.
Das tolle ist, dass die Shinkansen eine
Taktung fast wie eine Regionalbahn haben und fast alle 30 Minuten
regelmäßig fahren. Und die sehen alle richtig krass aus mit ihren
langen Schnauzen und den bunten Farben. Von innen sind sie breiter
als unsere ICEs und haben insgesamt 5 Sitze in der Reihe (2 Sitze
links und 3 Sitze rechts; fast schon wie in einem Flugzeug). Die
Beinfreiheit ist phänomenal und die Sitze an sich auch äußerst
bequem.
Nach Nikkô fährt man ca. 50 Minuten
mit dem Shinkansen und steigt dann in Utsunomiya in einen Regionalzug
um, der ebenfalls noch mal ca. 50 Minuten nach Nikko fährt. Ist
schon eine ganze schöne Strecke aber auch hier lohnt sich die Fahrt
in jedem Fall. Das einzige Manko: Das Wetter. Heute ist es
ausnahmsweise mal wieder bedeckt und ich habe vorhin gemerkt, dass
ich meine Sonnencreme vergessen habe. Also vielleicht doch gar nicht
so schlecht ^-^
In Nikkô angekommen, muss man vom
Bahnhof ein Stück die Straße hoch laufen um zum Tourist Information
Center zu kommen. Hier gibt es hauptsächlich Fahrplaninfos zu den
einzelnen Buslinien, mit denen man zu allerlei Sehenswertem rund um
Nikkô gelangen kann (je nach dem wo man hin möchte, liegt die
Fahrzeit mit dem Bus schon mal bei 70 Minuten). Ich habe mich wieder
auf meine Füße verlassen und bin in Richtung „Weltkulturerbe“
gelaufen – hiermit war unter anderem der Toshogu Schrein gemeint
(das zumindest verriet mir der Flyer aus dem Info Center).
Während ich die leichte Steigung hoch
marschierte, kam mir eine nette ältere Japanerin entgegen, die mich
auf Englisch grüßte und meinte: „Welcome to Nikkô! Have a nice
trip and be save!“ Wow, wenn man überall auf der Welt von Fremden
so begrüßt werden würde … toll.
Nach einer knappen halben Stunde
Fußmarsch entlang einer kerzengeraden Straße, mit vielen
geschlossenen Läden zu beiden Seiten (ich glaube, das lag daran,
dass heute Mittwoch war – und irgendwo habe ich gelesen, dass
Mittwochs manchmal sowas wie ein „Ruhetag“ ist), gelangte ich
schließlich zu einer historischen Brücke (Shinkyo Sacred Bridge).
Typische asiatische Bauweise, klassisch in Rot, leider aber nicht
zugänglich. Egal, es gab ja noch mehr zu sehen.
Direkt gegenüber der Brücke befindet
sich der Nikkô National Park. Hier kann man mehrere Schreine und Tempel besuchen (einer war "verpackt" in einem großen Gebäude - das fand ich irgendwie seltsam und so habe ich den ausgelassen). Der Schrein, zu dem aber alle pilgern, ist der Toshogu Schrein - ein wirklich
gigantischer Schrein bzw. ein komplettes Schrein-Areal. Dafür muss
man erst mal ein ganzes Stück laufen (ich sage nur: Treppen! Olé
;-)) und 1.300 Yen locker machen um ihn besichtigen zu können (aber
er ist ja Weltkulturerbe).
Der Schrein ist schön mitten im
National Park gelegen und liegt um die 630 m über dem Meeresspiegel.
Hier oben war's auch merklich kühler als in Tokyo und teilweise
lagen noch Schneehaufen herum, die gerade am abtauen waren. Am
schönsten waren die schneebedeckten Berge ringsum, die man ab und an
mal hinter den Wolken hat hervorblitzen sehen.
Der Schrein an sich ist sehr prunkvoll
mit vielen Ornamenten und Gold verziert – mir haben besonders die
ganzen Schnitzereien gefallen (vorwiegend Drachendarstellungen), die
an den Gebäuden angebracht waren. Da waren echte Meister am Werk –
sowas mag ich!
Man läuft dann mal über das gesamte
Gelände, schaut sich alles an und steht plötzlich wieder vor einem
Haufen Treppen. Meine Knie waren kurz vor dem Streik, aber ich dachte
mir, das ziehe ich jetzt durch. Oben angekommen war ich ziemlich aus
der Puste (ich muss dazu sagen, dass es nicht nur mir so ging ;-)),
aber Treppensteigen ist ja bekanntlich ein ganz guter Sport für den
Allerwertesten ;-P
Hier oben habe ich dann eine Weile
ausgeruht und dann irgendwann gemerkt, dass es anfängt zu regnen.
Bäh! Leider war ich so schlau, heute morgen die Kapuze meiner Jacke
abzumachen in der dummen Annahme „Ach, regnen tut's bestimmt nicht
...“ - ja ja, und nicht mal ein Schirm dabei. So ein Mist ...
Ich hatte Glück, dass es erst
angefangen hat, nachdem ich dann zurück am Bahnhof war. Puh.
Manchmal bin ich schon ein Glückskind … ich wollte mein Glück
dann aber nicht weiter auf die Probe stellen und habe mir
sicherheitshalber schnell im Supermarkt einen kleinen, durchsichtigen
Regenschirm für 350 Yen besorgt – so einen wollte ich mir sowieso
noch vor meiner Abreise kaufen ^-^ (also: abgehakt!)
Als Snack für Zwischendurch habe ich
mir dann zwei süße Hefeklößchen an einem Straßenverkauf geholt.
Die sind sehr lecker, vor allem waren sie mit süßer Bohnenpaste
gefüllt – von der bin ich allmählich auch ein großer Fan ^-^
Die Zugverbindung hat auch auf der
Rückreise wunderbar funktioniert und ich kann nur jedem raten, sich
vorher einen Sitzplatz zu reservieren. Es kostet nichts und ist sehr
viel komfortabler. Wenn ihr noch exquisiter reisen möchtet, könnt
ihr euch auch ein Ticket für das Green-Car (das ist in Japan die 1.
Klasse) hinzu buchen (ich weiß allerdings nicht, was das mehr kostet
– von außen sah's aber ziemlich cool aus).
Wieder in Ueno angekommen, hat es mich
dann mal wieder nach Sushi gelüstet. Wenn ich schon mal hier bin,
kann man das auch öfter mal genießen ^-^ Direkt am Bahnhof Ueno
gibt es eine Food Passage und natürlich gibt’s dort auch Sushi :-)
Also nichts wie rein!
Und ganz ehrlich: das war bisher das
beste Sushi überhaupt! Allein der Laden war super – gerammelt
voll, lauter lachende und fröhliche Menschen, die in eine Tour mit
den Sushiköchen kommuniziert und bestellt haben und dann noch ein
sehr netter, Englisch sprechender Kellner, der sich mir als „Sam“
vorstellte und mir geduldig durch die Bestellung half. Wie immer eben
ein super genialer Service.
Der Fisch zerging fast auf der Zunge
und da ich ein Set bestellt hatte, konnte ich auch von allem etwas
probieren. L-E-C-K-E-R! Dazu gab's wieder heißen grünen Tee und
sogar eine Miso Suppe. Nachdem ich aufgegessen hatte, habe ich den
Köchen noch eine ganze Weile zugeschaut – ich finde das so
interessant und die sind wirklich höllisch schnell. Teilweise gibt
es hier sogar richtig frischen Fisch direkt aus dem Wasserbecken –
ich habe das Filetieren quasi live gesehen … Nichts für
zartbesaitete ;-)
Morgen heißt's dann noch mal: Tokyo
unsicher machen ;-) Ich versuche Donnerstag und Freitag noch alles
anzuschauen, was mir bisher entgangen ist bzw. zu was ich noch nicht
gekommen bin. Und am Samstag mache ich dann alles, was ich unbedingt
noch mal sehen will, ein zweites Mal. Klingt das nach einem
ausgeklügelten Plan? Ich glaube schon ^-^
Bis dann!