2014/03/26

DAY 10 – Kamakura: Große Buddhas, viele Tempel und naturnahes Trekking

Heute bin ich irgendwie richtig K.O. - aber der Tag war auch ziemlich anstrengend und ereignisreich. Und gelaufen bin ich, wie ein Weltmeister. Eins ist sicher: Meine Füße sind hin ^-^“

Tag 2 der externen Ausflüge, startete wie immer mit einer Zugfahrt. Der Zug war gerammelt voll, aber die letzten 6 Stationen konnte ich wenigstens sitzen (bei einer knappen Stunde Fahrt ist das immerhin etwas). Die Fahrt führte über Kawasaki, an Yokohama vorbei direkt nach Kamakura – eine Stadt mit viel Kultur drumherum, sowie Strand und Meer quasi direkt vor der Tür.




Am Bahnhof sollte man sich unbedingt (!) mit einer englischen Umgebungskarte ausstatten (liegt kostenlos an der Touristinformation aus). Ohne die geht gar nichts. Hier ist nicht Tokyo und deshalb gibt’s auch keine Straßennamen auf Englisch – nur die Wegweiser sind in Englisch, aber die muss man erst mal finden (und das tut man meist erst, wenn man schon auf dem richtigen Weg ist). Für Menschen, die Kanji und Kana lesen können, stellt das Ganze natürlich kein Problem dar.

Ich war heilfroh über meine Karte, ohne sie hätte ich sicher nur die Hälfte der sehenswerten Sachen gefunden. Mal abgesehen davon, dass ich mich heillos verlaufen hätte … 




Der erste Anlaufpunkt war der Große Buddha. Und ja, der war wirklich groß. So groß, dass man ihn sogar von Innen besichtigen konnte. Jetzt kann ich zumindest von mir behaupten, dass ich schon mal im Bauch eines Buddha gestanden habe und ihm in den Rachen gucken konnte ^-^ Das war schon ziemlich interessant. Im Inneren war auch eine Tafel aufgestellt, auf der die verschiedenen Konstruktionsarten der Statue aufgezeigt und erklärt wurden.

Das Gelände auf dem der Buddha steht ist auch recht schön – nichts außergewöhnliches, aber man bleibt gerne ein bisschen länger und genießt sein mitgebrachtes Vesper (am Bahnhof in Ueno gibt es eine dänische Bäckerei, die haben ziemlich gute Sachen! Vom Backen her sicherlich europäisch, von den Füllungen und Zutaten eher japanisch – cooler Mix. Ich habe etwas optisch Süßes gekauft und in Wirklichkeit war es deftig und hatte eine Hühnchen-Curry-Füllung ^-^“).

















Nach einer kurzen Ruhepause ging's dann auch gleich weiter. Kamakura liegt direkt am Meer (Pazifik) und das wollte ich mir natürlich unbedingt mal ansehen. Meine liebe Freundin, die Karte, hat mich auch hierbei nicht im Stich gelassen und so stand ich wenige Gehminuten später mitten am Strand.

Der Wind war zwar etwas arg, aber die Wellen, die Sonne und vor allem die Surfer auf dem Wasser waren ein toller Anblick. Herrlich! Besonders der Sand ist toll: er glitzert in der Sonne und ist auch wunderbar weich ^-^















Vom Strand ging's nach ein bisschen Seeluft schnupern zurück Richtung Stadt. Ich hatte im Vorfeld von einem leichten Wanderpfad gehört, der von Kamakura über einen Berg zur nächsten Bahnstation und an vielen Tempeln vorbei führte. Bereits vor dem Beginn des Wanderwegs gab's eine sehr schöne Tempelanlage zu besichtigen. (Anm.: Kamakura besteht fast nur aus Tempeln und Schreinen, es ist der Wahnsinn – hätte ich versucht, alle anzuschauen, wäre ich bestimmt noch 2 Tage beschäftigt)



































Hier habe ich dann zum ersten Mal „Odangos“ gegessen – kleine, klebrige Klöße auf einem Stiehl mit einer Sirupartigen Zuckersoße. Total süß, aber irgendwie ziemlich lecker ^-^ Und dann ging's ans Wandern!



Der Wanderweg war ebenfalls auf der Karte verzeichnet und so war es nicht schwer diesen zu finden (dieser Weg ist übrigens sehr gut ausgeschildert, sodass man ihn vom Buddha aus auch ohne Karte finden würde). Als ich am Startpunkt ankam, musste ich aber erst mal schlucken. Treppen, so weit das Auge reicht, die in ungeahnte Höhen führten. Hm, okay, let's go!





Habe ich schon erwähnt, dass Treppensteigen nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört? :-P Und es waren eine ganze Menge. Und selbst überall auf dem Wanderpfad tauchten sie hier und da auf. Ich dachte zwischenzeitlich, ich bräuchte ein paar neue Knie.

Als „leicht“ oder „für jedes Alter / jede Kondition geeignet“, wie der Weg beschrieben wurde, würde ich diesen keinesfalls bezeichnen. Teilweise waren ziemlich steile Aufstiege dabei und ziemlich hohe Stufen (es gab sogar einen kurzen Abschnitt mit Sicherheitsleine am Rand). Dennoch war der Wald drum herum sehr toll, ab und zu sieht man mal ein paar exotische Pflanzen und die ganze Zeit über singen die Vögel.








Sogar einen Begegnung mit der einheimischen Tierwelt konnte ich machen. Ich laufe nichts ahnend weiter den Pfad entlang, als es ein paar hundert Meter vor mir plötzlich richtig laut zu rascheln und toben anfängt. Ich bin wie angewurzelt stehen geblieben und dachte mir weiß Gott was da jetzt kommt … Und plötzlich rennt ein Marderhund (sieht fast aus wie eine Mischung aus Waschbär und Dachs) wie eine Rakete auf mich zu, ein zweiter gleich hinterher.

Für einen kurzen Augenblick ist mir vor Schreck fast das Herz stehen geblieben (daher hier leider auch kein Foto gemacht ^-^“ In dem Moment habe ich viel zu spät reagiert …) und ich dachte nur: „Wow, ein Marderhund!“ In dem Moment hat der kleine Kerl, der auf mich zukam, dann wohl ebenfalls realisiert, was er da tut. Sein Gesichtsausdruck sah aus wie: „Oh, da ist ja ein Mensch!“

Er bremste plötzlich mit allen verfügbaren Pfoten so scharf ab, dass die Erde durch die Luft flog, und machte dann so schnell kehrt, dass er für ein paar Augenblicke auf der Stelle lief, bevor in einem Affenzahn zusammen mit seinem Kumpanen wieder in den Büschen verschwand. Woah. Das war krass.

Erst danach ist mir dann eingefallen, dass ich ja einen Fotoapparat in der Hand halte – aber das alles ist innerhalb von ein paar Sekunden passiert, das hätte ich nicht mehr geschafft ^-^ Lustig war es trotzdem.

Irgendwann war ich dann oben auf dem Berg angekommen. Hier gab's einen Aussichtspunkt, von dem aus man den Wald, sowie Stadt und Meer überblicken konnte. Ich genoss gerade den herrlichen Ausblick, als ein älterer Japaner aus einem angrenzenden Wohngebiet gejoggt kam, kurz anhielt und einmal tief Luft holte. Zuerst blickte er in die Ferne, dann sah er mich an und fragte in perfektem Englisch: „Ein wunderschöner Ausblick, nicht wahr?“

So sind wir ein bisschen ins Gespräch gekommen und ich habe erfahren, dass er als er in meinem Alter war auch einmal in Deutschland war und dass er das deutsche Bier und das Sauerkraut liebt ^-^ (wieso sagt mir nur immer jeder, dass sie in Deutschland das Bier am besten finden? Wir werden ganz schön reduziert … :-P) Er hat mir dann noch eine gute weitere Reise gewünscht und ist weiter gejoggt, und auch ich habe mich wieder auf den Weg Richtung Bahnhof gemacht. 



Langsam ging die Sonne unter und ich war immer noch im Wald unterwegs. Gegen 17 Uhr war ich dann meinem Ziel ganz nah – das ist dann auch die Zeit, zu der die Tempel meistens schließen und so konnte ich von denen, die noch auf dem Weg lagen nur noch Fotos im Vorbeigehen machen (wobei hier die Teller-Zertrümmern-Stelle besonders hervorzuheben ist – zum frei machen von allen Sorgen und schlechten Schwingungen ^-^). Aber zu dem Zeitpunkt war ich dann ganz froh, dass der Wanderweg endlich ein Ende hatte. 



























Die Zugfahrt nach Hause verlief ganz entspannt – ich hatte einen Sitzplatz und das war sowieso die Hauptsache. In Tokyo am Bahnhof angekommen, habe ich mir dann noch ein Restaurant gesucht, denn ich hatte ziemlich viel Hunger nach dem langen Marsch. Und tatsächlich habe ich eins gefunden, dass ein Gericht angeboten hat, das ich unbedingt probieren wollte – etwas ganz einfaches, dennoch eine Spezialität (für Kinder in Japan ist das wohl so eine Art Schnitzel mit Pommes ^-^). Das ganze nennt sich „Omurice“ (eine Kombination aus dem englischen „Omelette“ und „Reis“) und ist nichts weiter als Reis mit Hühnchen eingewickelt in ein ziemlich großes Omelette mit einem Klecks Ketchup obendrauf. Aber es war trotzdem richtig lecker! Wie ich ja gestern schon schrieb, sind die einfachsten Sachen meistens die besten.



Mein zweites Ziel heute auch noch Yokohama zu besuchen, habe ich leider nicht geschafft, dafür habe ich im Bahnhof eine Passage gefunden, die hauptsächlich Character Goods verkauft. Vom Snoopy Store über Hello Kitty bis zu diversen Anime related Stores kriegt man hier wie immer alles mögliche. Alledings war jetzt nichts dabei, was mich wirklich brennend interessiert hätte und so habe ich kurz einen Rundgang gemacht und bin dann ins Hotel zurückgefahren.






Morgen werde ich Nikkô besuchen – viel Natur und viele alte Tempel (das ist ja schon fast Standard hier in Japan ;-)) UND: ich werde zum ersten mal mit einem Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug fahren! Das wird bestimmt cool.

Ich freue mich schon und sage bis demnächst!