Heute bin ich irgendwie richtig K.O. -
aber der Tag war auch ziemlich anstrengend und ereignisreich. Und
gelaufen bin ich, wie ein Weltmeister. Eins ist sicher: Meine Füße
sind hin ^-^“
Tag 2 der externen Ausflüge, startete
wie immer mit einer Zugfahrt. Der Zug war gerammelt voll, aber die
letzten 6 Stationen konnte ich wenigstens sitzen (bei einer knappen
Stunde Fahrt ist das immerhin etwas). Die Fahrt führte über
Kawasaki, an Yokohama vorbei direkt nach Kamakura – eine Stadt mit
viel Kultur drumherum, sowie Strand und Meer quasi direkt vor der
Tür.
Am Bahnhof sollte man sich unbedingt
(!) mit einer englischen Umgebungskarte ausstatten (liegt kostenlos
an der Touristinformation aus). Ohne die geht gar nichts. Hier ist
nicht Tokyo und deshalb gibt’s auch keine Straßennamen auf
Englisch – nur die Wegweiser sind in Englisch, aber die muss man
erst mal finden (und das tut man meist erst, wenn man schon auf dem
richtigen Weg ist). Für Menschen, die Kanji und Kana lesen können,
stellt das Ganze natürlich kein Problem dar.
Ich war heilfroh über meine Karte,
ohne sie hätte ich sicher nur die Hälfte der sehenswerten Sachen
gefunden. Mal abgesehen davon, dass ich mich heillos verlaufen hätte
…
Der erste Anlaufpunkt war der Große
Buddha. Und ja, der war wirklich groß. So groß, dass man ihn sogar
von Innen besichtigen konnte. Jetzt kann ich zumindest von mir
behaupten, dass ich schon mal im Bauch eines Buddha gestanden habe
und ihm in den Rachen gucken konnte ^-^ Das war schon ziemlich
interessant. Im Inneren war auch eine Tafel aufgestellt, auf der die
verschiedenen Konstruktionsarten der Statue aufgezeigt und erklärt
wurden.
Das Gelände auf dem der Buddha steht
ist auch recht schön – nichts außergewöhnliches, aber man bleibt
gerne ein bisschen länger und genießt sein mitgebrachtes Vesper (am
Bahnhof in Ueno gibt es eine dänische Bäckerei, die haben ziemlich
gute Sachen! Vom Backen her sicherlich europäisch, von den Füllungen
und Zutaten eher japanisch – cooler Mix. Ich habe etwas optisch
Süßes gekauft und in Wirklichkeit war es deftig und hatte eine
Hühnchen-Curry-Füllung ^-^“).
Nach einer kurzen Ruhepause ging's dann
auch gleich weiter. Kamakura liegt direkt am Meer (Pazifik) und das
wollte ich mir natürlich unbedingt mal ansehen. Meine liebe
Freundin, die Karte, hat mich auch hierbei nicht im Stich gelassen
und so stand ich wenige Gehminuten später mitten am Strand.
Der Wind war zwar etwas arg, aber die
Wellen, die Sonne und vor allem die Surfer auf dem Wasser waren ein
toller Anblick. Herrlich! Besonders der Sand ist toll: er glitzert in
der Sonne und ist auch wunderbar weich ^-^
Vom Strand ging's nach ein bisschen
Seeluft schnupern zurück Richtung Stadt. Ich hatte im Vorfeld von
einem leichten Wanderpfad gehört, der von Kamakura über einen Berg
zur nächsten Bahnstation und an vielen Tempeln vorbei führte.
Bereits vor dem Beginn des Wanderwegs gab's eine sehr schöne
Tempelanlage zu besichtigen. (Anm.: Kamakura besteht fast nur aus
Tempeln und Schreinen, es ist der Wahnsinn – hätte ich versucht,
alle anzuschauen, wäre ich bestimmt noch 2 Tage beschäftigt)
Hier habe ich dann zum ersten Mal
„Odangos“ gegessen – kleine, klebrige Klöße auf einem Stiehl
mit einer Sirupartigen Zuckersoße. Total süß, aber irgendwie
ziemlich lecker ^-^ Und dann ging's ans Wandern!
Der Wanderweg war ebenfalls auf der
Karte verzeichnet und so war es nicht schwer diesen zu finden (dieser
Weg ist übrigens sehr gut ausgeschildert, sodass man ihn vom Buddha
aus auch ohne Karte finden würde). Als ich am Startpunkt ankam,
musste ich aber erst mal schlucken. Treppen, so weit das Auge reicht,
die in ungeahnte Höhen führten. Hm, okay, let's go!
Habe ich schon erwähnt, dass
Treppensteigen nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen
gehört? :-P Und es waren eine ganze Menge. Und selbst überall auf
dem Wanderpfad tauchten sie hier und da auf. Ich dachte
zwischenzeitlich, ich bräuchte ein paar neue Knie.
Als „leicht“ oder „für jedes
Alter / jede Kondition geeignet“, wie der Weg beschrieben wurde,
würde ich diesen keinesfalls bezeichnen. Teilweise waren ziemlich
steile Aufstiege dabei und ziemlich hohe Stufen (es gab sogar einen
kurzen Abschnitt mit Sicherheitsleine am Rand). Dennoch war der Wald
drum herum sehr toll, ab und zu sieht man mal ein paar exotische
Pflanzen und die ganze Zeit über singen die Vögel.
Sogar einen Begegnung mit der
einheimischen Tierwelt konnte ich machen. Ich laufe nichts ahnend
weiter den Pfad entlang, als es ein paar hundert Meter vor mir
plötzlich richtig laut zu rascheln und toben anfängt. Ich bin wie
angewurzelt stehen geblieben und dachte mir weiß Gott was da jetzt
kommt … Und plötzlich rennt ein Marderhund (sieht fast aus wie
eine Mischung aus Waschbär und Dachs) wie eine Rakete auf mich zu,
ein zweiter gleich hinterher.
Für einen kurzen Augenblick ist mir
vor Schreck fast das Herz stehen geblieben (daher hier leider auch
kein Foto gemacht ^-^“ In dem Moment habe ich viel zu spät
reagiert …) und ich dachte nur: „Wow, ein Marderhund!“ In dem
Moment hat der kleine Kerl, der auf mich zukam, dann wohl ebenfalls
realisiert, was er da tut. Sein Gesichtsausdruck sah aus wie: „Oh,
da ist ja ein Mensch!“
Er bremste plötzlich mit allen
verfügbaren Pfoten so scharf ab, dass die Erde durch die Luft flog,
und machte dann so schnell kehrt, dass er für ein paar Augenblicke
auf der Stelle lief, bevor in einem Affenzahn zusammen mit seinem
Kumpanen wieder in den Büschen verschwand. Woah. Das war krass.
Erst danach ist mir dann eingefallen,
dass ich ja einen Fotoapparat in der Hand halte – aber das alles
ist innerhalb von ein paar Sekunden passiert, das hätte ich nicht
mehr geschafft ^-^ Lustig war es trotzdem.
Irgendwann war ich dann oben auf dem Berg
angekommen. Hier gab's einen Aussichtspunkt, von dem aus man den
Wald, sowie Stadt und Meer überblicken konnte. Ich genoss gerade den
herrlichen Ausblick, als ein älterer Japaner aus einem angrenzenden
Wohngebiet gejoggt kam, kurz anhielt und einmal tief Luft holte.
Zuerst blickte er in die Ferne, dann sah er mich an und fragte in
perfektem Englisch: „Ein wunderschöner Ausblick, nicht wahr?“
So sind wir ein bisschen ins Gespräch
gekommen und ich habe erfahren, dass er als er in meinem Alter war
auch einmal in Deutschland war und dass er das deutsche Bier und das
Sauerkraut liebt ^-^ (wieso sagt mir nur immer jeder, dass sie in
Deutschland das Bier am besten finden? Wir werden ganz schön
reduziert … :-P) Er hat mir dann noch eine gute weitere Reise
gewünscht und ist weiter gejoggt, und auch ich habe mich wieder auf
den Weg Richtung Bahnhof gemacht.
Langsam ging die Sonne unter und ich
war immer noch im Wald unterwegs. Gegen 17 Uhr war ich dann meinem
Ziel ganz nah – das ist dann auch die Zeit, zu der die Tempel
meistens schließen und so konnte ich von denen, die noch auf dem Weg
lagen nur noch Fotos im Vorbeigehen machen (wobei hier die
Teller-Zertrümmern-Stelle besonders hervorzuheben ist – zum frei
machen von allen Sorgen und schlechten Schwingungen ^-^). Aber zu dem
Zeitpunkt war ich dann ganz froh, dass der Wanderweg endlich ein Ende
hatte.
Die Zugfahrt nach Hause verlief ganz
entspannt – ich hatte einen Sitzplatz und das war sowieso die
Hauptsache. In Tokyo am Bahnhof angekommen, habe ich mir dann noch
ein Restaurant gesucht, denn ich hatte ziemlich viel Hunger nach dem
langen Marsch. Und tatsächlich habe ich eins gefunden, dass ein
Gericht angeboten hat, das ich unbedingt probieren wollte – etwas
ganz einfaches, dennoch eine Spezialität (für Kinder in Japan ist
das wohl so eine Art Schnitzel mit Pommes ^-^). Das ganze nennt sich
„Omurice“ (eine Kombination aus dem englischen „Omelette“ und
„Reis“) und ist nichts weiter als Reis mit Hühnchen eingewickelt
in ein ziemlich großes Omelette mit einem Klecks Ketchup obendrauf.
Aber es war trotzdem richtig lecker! Wie ich ja gestern schon
schrieb, sind die einfachsten Sachen meistens die besten.
Mein zweites Ziel heute auch noch
Yokohama zu besuchen, habe ich leider nicht geschafft, dafür habe
ich im Bahnhof eine Passage gefunden, die hauptsächlich Character
Goods verkauft. Vom Snoopy Store über Hello Kitty bis zu diversen
Anime related Stores kriegt man hier wie immer alles mögliche.
Alledings war jetzt nichts dabei, was mich wirklich brennend
interessiert hätte und so habe ich kurz einen Rundgang gemacht und
bin dann ins Hotel zurückgefahren.
Morgen werde ich Nikkô besuchen –
viel Natur und viele alte Tempel (das ist ja schon fast Standard hier
in Japan ;-)) UND: ich werde zum ersten mal mit einem Shinkansen
(Hochgeschwindigkeitszug fahren! Das wird bestimmt cool.
Ich freue mich schon und sage bis
demnächst!