Der Weg dorthin sollte jedoch gut
geplant sein – vor allem sollte man genügend Zeit mitbringen, denn
von Tokyo zum Fuji dauert es dann doch ca. 2,5 Stunden (inkl.
Umsteigen und Wartezeit).
Start meiner Tour war die Ueno Station
(die liegt nicht sehr weit von meinem Hotel entfernt), wo ich mir
zunächst meinen Kanto Area Pass von der JR East Railway Company
geholt habe. Zur Info: der Kanto Area Pass gilt für 3
aufeinanderfolgende Tage, kostet 8.000 Yen (ca. 55 EUR), und man
darf damit an den 3 Tagen beliebig oft in allen zugelassenen JR Zügen
durch die Kanto-Gegend fahren (auf dem Pass findet man alle wichtigen
Infos genau erklärt). Den Pass können sich nur Touristen mit
nicht-japanischem Pass holen und ist eine ziemlich feine Sache (im
Vergleich: ein normales Fuji Hin- und Zurück-Ticket kostet schon
3.400 Yen).
Einen direkten Zug zum Fuji gibt es
nicht, man muss aber auch nur einmal umsteigen. Zuerst fährt man ca.
60 Minuten mit der JR Chuô-Linie nach Ôtsuki und von dort noch mal
ca. 60 Minuten mit der Fujikyuko Linie nach Kawaguchiko (wer den Fuji
besteigen möchte, muss schon vorher an der Station „Mt. Fuji“
raus).
Wichtig: die Chuô-Linie muss ein
„Limited Express“ Zug sein, sonst seid ihr nicht 1 Stunde sondern
viel länger unterwegs. Die Express Züge halten nicht an jeder
Haltestelle und haben teilweise auch nur reservierte Sitze. Hier
sollte man sich vorher im JR Info Center erkundigen und eine
Sitzplatzreservierung (kostenlos) vornehmen. So reist man dann
wirklich sehr komfortabel.
Bis es dazu kam, lag allerdings noch
ein bisschen Weg vor mir. Da die Chuô-Linie nur von Shinjuku aus
fährt, musste ich erst einmal dorthin fahren. Ich muss sagen, dass
JR Züge im Prinzip nicht anders sind, als die U-Bahnen – außer,
dass sie etwas breiter sind und sich noch mehr Menschen reinquetschen
können ^-^ (und irgendwie sind die Züge zu jeder Tageszeit voll …)
Die Verbindung nach Shinjuku erfolgt
von Ueno aus mit der Yamanote Linie (eine Ringbahn, die einmal um den
Stadtkern von Tokyo herumfährt und an vielen wichtigen Stationen
anhält). Die wr ziemlich voll und ich war sehr froh, als ich wieder
draußen war und ganz entspannt in einen fast leeren Express Zug nach
Ôtsuki einsteigen konnte.
Wie in Regionalzügen üblich, haben
dann auch ziemlich viele Japaner ihr Lunch Paket rausgeholt – da
habe ich mich natürlich gleich mal angeschlossen, denn Frühstück
im Zug ist echt was cooles ^-^ Ich hatte mir diverse Sachen aus dem
Supermarkt zusammengestellt. Auch ein paar, die ich noch nicht
kannte. Sehr lecker war die Heidelbeermilch, äußerst interessant
war das süße Teil, das außen vollständig grün und innen
orange-rosa mit Sahnefüllung war (es war auch eine Melone auf der
Packung abgebildet und das Teil hat tatsächlich total nach Melone
geschmeckt … und irgendwie auch danach ausgesehen ^-^“)
Skurril: In Japan kann man einzeln
verpackte, semi-hart gekochte Eier kaufen. Krass.
Die eine Stunde Zugfahrt kann man sich
übrigens sehr gut mit aus dem Fenster gucken vertreiben. Man bekommt
sehr schnell einen Eindruck, wie das Landleben so außerhalb von
Tokyo aussieht. Das fand ich persönlich ziemlich toll – vor allem
die alten Leute, die bei gleißendem Sonnenschein ihre kleinen Äcker
hinter dem Haus bewirtschaften.
Endlich in Ôtsuki angekommen, wurde
ich von einem sehr Baustellen-lastigen Bahnhof begrüßt. Viele
Absperrungen, Wegumleitungen – zuerst wusste man gar nicht, wo man
eigentlich hinsollte. Das nette Personal am Bahnhof hat aber alle
Passagiere genau da hin gelotst, wo sie hin wollten. Im Organisieren
und Ordnung halten sind Japaner wirklich die Nummer 1.
Auf dem Gleis der Fujikyuko Linie hieß
es dann aber erst mal: Warten. Die Touristen stapelten sich von
Minute zu Minute und es hat ca. 20 Minuten gedauert, bis der Zug dann
endlich kam. Aber ein bisschen warten ist zu verschmerzen, wenn man
weiß worauf man wartet.
Die Fahrt geht durch eine wunderschöne
Landschaft, durch Schluchten und ländliche Wohngebiete. Ich war die
ganze Zeit über wie gebannt am Fenster geklebt, da ich so viele
Dinge gesehen habe, die ich bisher nur aus Anime-Serien kannte. Es
ist immer toll zu erfahren, dass das tatsächlich alles so ist (das
war bei meiner ersten Reise nach Amerika irgendwie ähnlich, aber
nicht so positiv wie hier in Japan ^-^“)
An der Station „Mt. Fuji“ konnte
ich den Berg dann endlich zum ersten Mal sehen – nur kurz, aber
immerhin. Es war ein ziemlich ehrfürchtiger Moment und ich war wie
gebannt und vielleicht ist auch kurz die Zeit stehengeblieben ;-)
Jetzt konnte ich es nicht mehr erwarten!
Kurz darauf war ich dann in
Kawaguchiko. Hinter Bahnhofsgebäude ragte schon der Fuji in seiner
ganzen Größe hervor. Allerdings muss man sich noch ein ganz schönes
Stück vorwärts bewegen – nämlich zum Kawaguchiko Lake (See) –
bevor man ihn richtig gut sehen kann. Das kann man entweder mit dem
Bus tun oder man begibt sich zu Fuß auf den Weg.
Wenn ihr gut zu Fuß seid, geht zu Fuß,
man sieht einfach mehr von der Stadt. Es ist aber ein ganz schöner
Fußmarsch, da man zunächst durch die halbe Stadt zum See runter
laufen muss und dann noch eine knappe halbe Runde um den See drehen
muss, bevor man den Fuji zu Gesicht bekommt. Aber der Spaziergang
lohnt sich wirklich.
Ich war schon leicht frustriert, als
ich lief und lief und immer noch nichts zu sehen war. Und langsam
machten sich erste Zweifel breit: Bin ich falsch gelaufen? Ist die
Aussicht hier tatsächlich gut oder ist das gar nicht so? Bla bla
bla. Alles Mumpitz, denn nachdem ich die rechte Seite des Sees halb
umrundet hatte, tauchte der Fuji plötzlich hinter einem Hügel auf.
W-O-W.
Einen solches Gefühl habe ich im
Hinblick auf einen Berg glaube ich noch nie gehabt. Er wirkt so
erfurchtgebietend, dass man sich am liebsten gleich und an Ort und
Stelle vor ihm verbeugen möchte. Ich war hin und weg. Und in dem
Moment wohl der glücklichste Mensch der Welt.
Während meiner Runde um das erste
Drittel oder Viertel des Sees (der ganze See wären 21 km gewesen,
das hätte ich bis zur Dunkelheit wohl nicht mehr geschafft ^-^“)
habe ich kaum geradeaus gesehen, sondern war immer mit einem Auge
beim Fuji. Wenn man schon mal da ist, muss man es einfach genießen.
Die ganze Landschaft um den See herum ist schon großartig – und
dann diese Bergkulisse dazu … einmalig!
Aber alles Schöne hat auch mal ein
Ende und so bin ich gegen Abend wieder nach Tokyo zurückgefahren.
Vorher habe ich mir im Supermarkt noch eine heiße Zitrone besorgt –
leider kränkele ich irgendwie ein bisschen … (aber kein Wunder bei
den Windverhältnissen und den schwankenden Temperaturen).
Zurück in Tokyo habe ich dann noch ein
ziemlich leckeres Abendessen genossen – Reis mit Hühnchen und Ei
obendrauf, dazu Udon Nudeln und eine Rindfleischsuppe. Man meint gar
nicht, wie gut solche einfachen Gerichte schmecken können! Mmm,
lecker ^-^
Morgen geht’s nach Kamakura und evtl.
nach Yokohama (wenn ich es schaffe) :-)