Und schon ist er da: der letzte Tag
meiner Tokyo Reise. Irgendwie ist diese zweite Woche viel zu schnell
vergangen und es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Ich muss ganz
ehrlich sagen, dass zwei Wochen für Tokyo immer noch zu wenig sind,
um sich alles genau anzuschauen. Hier könnte man sicher auch vier
Wochen verbringen und immer noch nicht alles gesehen haben. Aber bei
einer so gewaltigen Stadt ist das glaube ich kein Wunder.
Auf dem Weg zur U-Bahn habe ich dann
auch endlich noch ein Foto von der Kappabashi Straße gemacht –
eine Straße, auf der hauptsächlich Küchenartikel (Geschirr,
Küchenutensilien, etc.) vertrieben werden. Maskottchen bzw.
Kennzeichen dieser Straße ist der große Chefkoch, der hoch oben
über der Straße thront und gut als Orientierungspunkt genutzt
werden kann, sollte man sich mal verlaufen ;-)
An erster Stelle auf meinem Plan stand
heute der Sengakuji Tempel. Ein Geschichtsträchtiger Ort, da hier
die „47 Rônin“ ihre letzte Ruhestätte haben. Für alle, die
davon noch nichts gehört haben, hier eine kurze Zusammenfassung
ihrer Geschichte: Die 47 Rônin waren eine Gruppe Samurai, die im
Jahr 1702 den Tod ihres Herren (Fürst Asano Naganori) gerächt
haben. Asano war im Schloss Edo vom Zeremonienmeister Kira Yoshinaka,
der ihn in höfischer Etikette unterweisen sollte, in ungebührlicher
Weise provoziert worden (generell wird Kira als sehr arrogant und
eingebildet beschrieben). In blinder Wut attackierte Asano Kira mit
einem Dolch, konnte ihm jedoch nur eine Narbe im Gesicht zufügen. Da
es unter Todesstrafe verboten war, auch nur eine Waffe in Edo zu
ziehen, wurde Asano zum Tode verurteilt. Um seine Würde zu wahren,
wurde ihm der rituelle Selbstmord nahegelegt.
Nach dem Tod ihres Fürsten, wurden
seine Samurai „herrenlos“ und verloren ihre Arbeit. Sie hörten
von den Umständen des Todes ihres Herren und schworen Rache. Nach
langer Vorbereitung, stürmten sie im Jahr 1702 das Haus von Kira,
töteten ihn und brachten seinen Kopf zum Grab ihres Herrn.
Anschließend ergaben sie sich freiwillig und wurden wie ihr Herr zum
Tode verurteilt. Auch sie durften ihre Ehre wahren, indem sie im Jahr
1703 rituellen Selbstmord begingen. Ihre Gräber befinden sich im
Sengakuji Tempel und viele Japaner erweisen ihnen die Ehre, indem sie
kleine Räucherstäbchen auf die Gräber legen (Quelle: Wikipedia –
hier könnte ihr das ganze noch ausführlicher lesen, wenn es euch
interessiert :-)).
Der Tempel an sich steht mitten in der
Stadt, zwischen hohen Gebäuden eingepfercht und versprüht dennoch
eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist fast so, als wären die
Seelen, der hier begrabenen Samurai, allgegenwärtig. Auf jeden Fall
ist es ein Ort, der einem Ehrfurcht einflößt, selbst wenn man kein
Japaner ist. Und auch heute noch, gilt die Tat er 47 herrenlosen
Samurai als das Beispiel für Treue und Aufopferung schlechthin in
der japanischen Geschichte.
In der Umgebung des Tempels befindet
sich unter anderem auch die Meiji Gakuin Universität. Nichts
wirklich außergewöhnliches, aber die Gebäude der Uni sind in sehr
europäischem Stil gehalten, weswegen sie mir durchaus ein Foto wert
waren.
Da mein Knie leider nicht mehr so
wollte, wie ich, war der Tag etwas schwer zu bewältigen, aber ich
hatte nicht vor meinen letzten Tag im Hotelzimmer zu verbringen –
das kam überhaupt nicht in die Tüte :-) Es musste weitergehen!
Da ich ja ein Garten-Fan bin (und seit
Tokyo noch viel mehr), musste ich mir auch noch die Rikugien Gardens
ansehen, die etwas im Norden von Tokyo liegen. Sie sollen mit die
schönsten in Tokyo sein. Ich hatte allerdings total vergessen, dass
Samstag war und am Wochenende viele Leute in die Gärten Tokyos gehen
um sich zu erholen. Und auch an diesem Samstag war das nicht anders.
Ich habe noch nie so viele Menschen
gesehen, die gleichzeitig in einen Garten wollten. Und bisher habe
ich auch noch nie in einer Schlange gestanden, um in einen Garten
reinzukommen. Ich habe mich kurzzeitig wie bei einem Rockkonzert
gefühlt ^-^“
Nachdem ich 10 Minuten angestanden
hatte, war ich dann endlich im (leider heillos überfüllten) Garten
und habe mich nach einem Plätzchen für ein kleines Essenspäuschen
umgesehen. Allerdings waren so viele Leute unterwegs, dass natürlich
alle Bänke belegt waren und schließlich (nach ca. 20 Minuten des
Herumwanderns) ein Platz auf dem Erdboden unter einem Baum herhalten
musste (die meisten um mich herum hatten ihre Picknickdecken
mitgebracht, ich habe eine Plastiktüte benutzt ^-^) Essen im Park
ist einfach super!
Ein paar Minuten später hat dann ein
Wachmann alle Leute aufgescheucht – offenbar durfte man da nicht
unter den Bäumen sitzen (ich habe leider nicht verstanden, was er
gesagt hat). Zum Glück, war ich da mit dem Essen schon fertig und so
konnte die Park-Tour endlich richtig losgehen.
Und wieder mal war es ein echt toller
Garten, typisch japanisch angelegt und einfach Natur pur. Wären
nicht so viele Leute unterwegs gewesen (es war eine wahre
Völkerwanderung!), wäre es noch entspannter gewesen, aber so ist
das halt am Wochenende in Tokyo – alle sind unterwegs und suchen
nach ein bisschen Abwechslung und Erholung im Grünen. Wer kann es
ihnen verdenken?
Und ganz ehrlich: um sich zu erholen
und von der Arbeit abzulenken, gibt es keine besseren Orte als Parks
und Gärten :-) Besonders wenn sie so schön sind …
Irgendwann war dann die Zeit zum gehen
gekommen und ich habe mich auf den Weg Richtung Hotel gemacht. Beim
Shiodome habe ich noch einen Zwischenhalt gemacht, da ich unbedingt
die Ghibli Uhr noch einmal bei Tageslicht fotografieren wollte. Und
ich habe es gerade noch so vor Sonnenuntergang geschafft ^-^ Die ist
wirklich toll! (bei Tageslicht sieht man natürlich noch viel mehr
Details – leider habe ich sie nicht mehr in Aktion gesehen, das
wäre sicher auch ein cooler Anblick gewesen)
Und einen alten Bulli VW Bus habe ich
auch gesehen – ziemlich toll ^-^
Bevor ich dann ins Hotel ging, habe ich
mir noch einen größeren Rucksack in der Asakusa Einkaufsstraße
gekauft (ich hatte wegen meiner unzähligen Einkäufe, dann doch
etwas Angst um das Gewicht meines Koffers ;-))
Wieder im Hotel angekommen, hieß es
dann schließlich: Koffer packen. Eine Sache, die ich gar nicht gerne
mache – und schon gar nicht in diesem Fall, da es bedeutete, dass
meine Zeit in Tokyo nun tatsächlich schon rum war. Hatte sich die
erste Woche noch ziemlich gezogen, so war die zweite umso schneller
vergangen … wo war nur die Zeit geblieben?
Ich hoffe der 11 Stunden Flug wird
nicht so schlimm und ich komme heil wieder in Deutschland an.
Einerseits freue ich mich natürlich auf zuhause, andererseits werde
ich ziemlich viele Dinge aus Japan sehr vermissen. Die Menschen, den
netten Umgang und den Respekt untereinander, die Gärten und nicht zu
vergessen das verdammt gute Essen (und natürlich die beheizten
Klobrillen – super Sache! :-P).
Es war auf jeden Fall nicht mein
letztes Mal in Japan und ich freue mich jetzt schon, wenn ich wieder
Zeit und Geld finde, wieder hin zu fliegen :-) Es ist auf jeden Fall
mehr als eine Reise wert!